Gesellschaftlich, so meine persönliche Wahrnehmung, sieht das etwas anders aus. Als Menschen mit einer „Fernsteuerung“ im Kopf, genannt limbisches System, sind wir grundsätzlich anfällig, irgendeinem Suchtverhalten zu erliegen.
Warum ist es dann so schwer öffentlich darüber zu sprechen? Als Betroffene*r will man sich die Sucht erst mal gar nicht eingestehen. Als Angehörige*r muss man tatenlos zusehen, weil man nicht durchdringt. Ohne Einsicht der*s Betroffene*n keine Änderung! Sucht hat eben rein gar nichts mit Willensschwäche zu tun.
Gerade die Schwäche im Alltag zu zeigen, insbesondere für einen Mann, kann besonders herausfordernd sein. Eine Leistungsgesellschaft, die die Schwäche andere erbarmungslos ausnutzt, ist dabei wenig hilfreich. Fazit: Jeder sieht es und keiner getraut sich darüber zu sprechen. Hilfe anzunehmen verlangt im Vorfeld die eigene Hilflosigkeit zu akzeptieren.
Genau hier liegt das Problem! Sich dieser Gefühle zu stellen und als Teil von sich selbst zu sehen, würde eine Veränderung ermöglichen. Stände da nicht unser persönlicher Stolz im Weg.
Im 1. Schritt der Anonymen Alkoholikern heißt es:
Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
Suchtverhalten kompensiert immer unangenehme Gefühle, die nicht gefühlt werden wollen. Oft sind es Verletzungen aus der Kindheit oder ein schlechtes Selbstbild, das im Alltag immer wieder getriggert wird. Auch ich hatte ein Problem mit meiner Kindheit und dem daraus resultierenden Selbstbild. Lange Zeit habe ich meine Eltern dafür verantwortlich gemacht, bis ich erkannte, dass sie ihr Bestes gegeben haben. Mehr war nicht möglich und nachträglich ändern konnte ich es auch nicht.
Ich entschloss mich vor 20 Jahren selbst Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Anstatt nach Schuldigen zu suchen und mich im Selbstmitleid zu verlieren, suchte ich nach Wegen, mich selbst besser zu verstehen. Ich stellte mir neue Fragen. Wie kann ich mein Selbstwertgefühl erhöhen und in mir meine besonderen Stärken entdecken? Bin ich wirklich nicht gut genug?
Ich habe Lebensbereiche gefunden, in denen bin ich überdurchschnittlich und unerschütterlich in meinem Selbstvertrauen. Ich muss nicht perfekt sein. Ich kann Menschen helfen, sich neu auszurichten. Manchmal nehmen wir den falschen Weg im Leben. Wenn wir nicht aufgeben finden wir einen neuen Weg. Wenn ich es nicht alleine schaffe, suche ich nach Hilfe und nehme diese an.
Heute führe ich Menschen in Frieden mit sich selbst.
Ist der Mensch in Frieden mit sich selbst, geht er friedlicher mit seinen Mitmenschen um.
Friedliche Menschen führen keine Kriege!
Friedliche Menschen suchen nicht nach Schuldigen!
Friedliche Menschen leben in Co-Creation!